BeyondCXM – Customer Experience Management weitergedacht.

BeyondCXM – Customer Experience Management weitergedacht.

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Daniel: Wie wichtig ist das Thema Nachhaltigkeit für die Customer Experience? Können sich Unternehmen überhaupt noch leisten, nicht nachhaltige Produkte und Dienstleistungen anzubieten? Willkommen zu einer weiteren Ausgabe von Beyond CXM - Customer Experience Management weitergedacht. Mein Name ist Daniel Renggli. Marketing und CX gehören zu meinen Passionen.

Daniel: Mit diesem Podcast und der in den sozialen Medien fortgeführten Diskussion will ich zusammen mit meinen Gästen das Thema Customer Experience Management breiter beleuchten und weitertragen, aus der bestehenden CX Community hinaus. Mein heutiger Gesprächspartner, Mark Sandmeier, Sustainability Lead bei Baloise Schweiz. Herzlich willkommen Mark.

Marc: Vielen Dank Daniel für die Einladung. Ich freue mich auf das Gespräch.

Daniel: Schön, danke Mark. Ja, Mark Sandmeier verfügt über langjährige Erfahrungen im Bereich Nachhaltigkeit in der Finanzbranche. Seit 2021 verantwortet er das Thema Sustainability bei Baloise am Standort Schweiz. Zuvor war er während knapp 17 Jahren bei einer Kantonalbank tätig, zuerst im Bereich Compliance, später in der Kommunikation und im Bereich Nachhaltigkeit. Mark ist zudem Beirat der Klimastiftung Schweiz.

Daniel: Studiert hat Mark Betriebsökonomie an der Fachhochschule Nordwestschweiz. Zudem verfügt er über ein MBA in Marketing und Business Development der Universität Basel, wo wir uns bei einem meiner Gastvorträge auch kennengelernt haben. Ja Mark, was sollten unsere Zuhörer noch von dir wissen?

Marc: Ja, ich war früher oder bin es heute noch ein begeisterter Sportler. Ich habe wettkampfmässige Leichtathletik betrieben. Mittlerweile im fortgeschrittenen Alter habe ich doch das eine oder andere körperliche Problem und bin jetzt mehr mit dem Mountainbike und dem Rennrad unterwegs oder im Winter auch sehr gerne in den Bergen, fahre gerne Ski und das ist auch der erste Bezug zur Nachhaltigkeit, den ich da schlagen kann und zwar diese ökologische Ausprägung, die man halt in den Bergen schon sehr stark sieht. Vieles ist nicht mehr so wie vor 20, 30 Jahren, gerade in den Schweizer Bergen. Es hat nicht mehr so viel Schnee und ja, da sieht man es halt auch und zusätzlich noch ein weiteres Hobby von mir ist das Arbeiten mit Holz. Auch hier besteht ein bisschen ein Zusammenhang zur Nachhaltigkeit, gerade die Definition der Nachhaltigkeit basiert auf der Forstwissenschaft, dass nur so viel Holz geschlagen werden darf, wie nachwachsen kann. Ich arbeite sehr gerne mit Holz in meiner Werkstatt, arbeite an Möbeln und Tischen, restauriere auch gerne Stühle und Schränke und das freut mich sehr, dass man am Abend sieht, was man gemacht hat, den Tag durch.

Daniel: Ja spannend, da haben wir einiges gemeinsam, weil erstens eben Radfahren, Mountainbiken, die Berge als solches, also ich gehe Snowboarden, nicht Skifahren, aber trotzdem bin ich oft in den Bergen. Das ist das eine und das andere ist das Arbeiten mit Holz, das habe ich kürzlich entdeckt. Nicht, dass ich jetzt Möbel zimmere oder so, aber ich bin bei einer Renovation eines Kulturzentrums nebenbei tätig und habe da gelernt, mit Stichsägen, Kreissägen etc. eben Holzteile zurecht zu sägen und auch festzuschrauben. Also es macht wirklich Spaß, so wie du gesagt hast, weil man am Abend sieht, was man geleistet hat.

Daniel: Ja, schön. Zum Thema Nachhaltigkeit, Mark, was genau verstehst du unter Sustainability oder Nachhaltigkeit?

Marc: Ja, da gibt es ja ganz viele verschiedene Definitionen und nicht alle verstehen das Gleiche unter Nachhaltigkeit. Zusätzlich ist es natürlich auch ein sehr vielschichtiges Thema und auch sehr, sehr komplex. Für mich geht es eigentlich hauptsächlich darum, die natürliche Regenerationsfähigkeit von Ökosystemen und auch von Lebewesen bewahren zu können und auch darum, dass die Menschen, die aktuell auf diesem Planet leben, ihre Bedürfnisse so befriedigen, dass die Umwelt nicht Schaden nimmt oder irgendwelche Ressourcen aufgebraucht werden, die dann nicht mehr zur Verfügung stehen. Und im Unternehmenskontext geht es eigentlich darum, dass die Geschäfte so geführt werden, dass ökologische und soziale Aspekte gleichwertig berücksichtigt werden.

Marc: Also das ist eigentlich mein Verständnis und meine Definition vom Thema Nachhaltigkeit.

Daniel: Ja gut, ich glaube, das deckt sich auch mit dem Begriff ESG, den man in der Corporate-Welt oft hört. Das steht ja bekanntlich für Environmental, Social und Governance und wird oft auch synonym mit Nachhaltigkeit verwendet. Zu Recht?

Marc: Ja, aus meiner Sicht nicht ganz. Es sind eigentlich zwei verschiedene Konzepte, die unterschieden werden müssen. Bei ESG geht es darum, es ist eigentlich ein Konzept, wie das Umfeld ein Unternehmen beeinflusst, aus meiner Sicht. Und hier ist die Perspektive von Investoren wichtig. Der Investor, der will wissen, was das Unternehmen genau macht. Im Gegensatz dazu Nachhaltigkeit, das ist ein Konzept, das aussagt, wie ein Unternehmen das Umfeld beeinflusst, also gerade umgekehrt. Es geht nicht um das Was in diesem Zusammenhang, sondern um das Wie. Es ist eine breitere Sicht, eine Stakeholder-Sicht auch inbegriffen hier. Also es geht nicht nur um Investoren wie bei ESG, sondern um Kunden, um Mitarbeitende, um Partner. Also zusammenfassend würde ich sagen, kann man sagen, ESG ist ein Werkzeug, um die Nachhaltigkeitsleistung von Unternehmen zu bewerten und Nachhaltigkeit ist mehr ein umfassenderes Konzept mit Fokus auf langfristige ökologische, soziale und wirtschaftliche Stabilität.

Daniel: Okay, also eben es geht glaube ich alles darauf zurück, wie du gesagt hast, eben dass man versucht, die Bedürfnisse der Gegenwart zu erfüllen, ohne die Fähigkeit, zukünftige Generationen zu gefährden, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen. Und das hat, glaube ich, Brundtland in seinem Bericht 1987 so definiert.

Marc: Im Brundtland-Report, ja genau.

Daniel: Ja, und dann gibt es noch eine Definition von der UNO, die glaube ich, noch sehr umfassender ist. Das sind, wenn ich es richtig im Kopf habe, 17 Punkte oder sowas. Wie unterscheidet sich das zu dem, was die UNO da definiert hat? Weißt du das?

Marc: Also jetzt die Sustainability Goals, meinst du?

Daniel: Ja, genau, genau.

Marc: Also das sind ja einfach Ziele, die definiert worden sind. Also die 17 Ziele, geht ja eigentlich ein bisschen weiter, sind sehr, sehr umfassend auch und definieren eigentlich Nachhaltigkeit von einem doch eben umfassenderen Standpunkt her noch und gehen viel mehr ins Detail in all diesen Bereichen der Nachhaltigkeit, der Ökologie, dem Sozialen und der Ökonomie.

Daniel: Ja, eben, ich glaube das Thema Nachhaltigkeit ist wirklich ganz, also sehr breit zu sehen.

Marc: Da geht es um wahnsinnig viel eigentlich oder kann man sehr viel darunter unterordnen, eben bis hin zu Arbeitsbedingungen, die halt eben ja menschenfreundlich sind sozusagen, die halt für die Supply Chain dann eines Unternehmens extrem wichtig sind.

Marc: Das zeigt ja auch, Entschuldigung, das zeigt ja auch ein bisschen, dass gerade im Nachhaltigkeitskontext ja eigentlich fast alle Bereiche in den Unternehmen betroffen sind.

Marc: Da spricht man von Logistikabteilungen, die die Ökologiekennzahlen dann liefern müssen, von HR-Abteilungen, die dann halt diese Mitarbeiterzahlen und Diversity und Inclusion Aktivitäten berichten müssen und dann auch der ganze Finanzbereich, der dann die Ökonomie abdecken muss.

Marc: Also es ist wirklich ein extrem breites Feld und legt sich ja über das ganze Unternehmen.

Marc: Und das ist ja auch die Herausforderung, dass man hier immer auch die richtigen Leute involvieren kann, die die Information dann zur Verfügung stellen kann und eben auch die richtigen Informationen dann zusammengetragen werden können in einem Unternehmen, wie beispielsweise jetzt Baloise.

Daniel: Ja, spannend eben, dass du jetzt hier noch Diversity und Inclusion erwähnst. Genau das, was mich teilweise ein bisschen verwirrt, eben wo hört Nachhaltigkeit auf beziehungsweise was gehört da wirklich alles zum Thema Nachhaltigkeit und was nicht.

Daniel: Aber vielleicht anders gefragt, was zeichnet denn ein nachhaltiges Unternehmen überhaupt aus?

Marc: Das ist für mich eigentlich ein Unternehmen, das tatsächlich auch Verantwortung übernimmt für alle Bereiche, die wir jetzt erwähnt haben.

Marc: Also das ist in der Ökonomie beispielsweise, dass das Unternehmen eben langfristigen wirtschaftlichen Erfolg hat, dass es profitabel ist und dass es eine langfristige Existenzsicherung bewerkstelligen kann.

Marc: Also das ist wirklich die Themen, die wirklich den wirtschaftlichen Bereich abdecken.

Marc: Dann Soziales, hast du schon bereits erwähnt, faire Arbeitsbedingungen, dann das Fördern von Mitarbeitern, dass sie sich entwickeln können, dass sie beispielsweise Weiterbildungen durchlaufen können, als Beispiel.

Marc: Oder auch dann ein Engagement für die Gemeinschaft oder die Gesellschaft, die sind dann mehr im CSR-Bereich, der auch zum sozialen Bereich gehört.

Marc: Sind alles natürlich auch immer...

Daniel: Entschuldigung, CSR, Corporate Social Responsibility.

Marc: Genau, genau.

Marc: Für diejenigen, die ja nichts mit dieser Abkürzung anfangen können.

Marc: Und dann natürlich auch noch dieser ganze Bereich, den ganz viele immer mit Nachhaltigkeit in Verbindung bringen, das ist der ökologische Teil.

Marc: Hier geht es um Effizienz und Schonung von Ressourcen, Minimierung auch von Emissionen.

Marc: Hier sind Themen relevant, wie Klimabilanz, der Fußabdruck eines Unternehmens oder natürlich auch die Vermeidung von Abfällen als Beispiel.

Marc: Und das finde ich schon sehr wichtig, dass Nachhaltigkeit, das ist nicht ein rein ökologisches Thema.

Marc: Nachhaltigkeit ist viel, viel breiter, umfasst eben die Ökonomie, Ökologie und Soziales.

Marc: Und das finde ich eben sehr wichtig.

Marc: Klar, die Ökologie habe ich jetzt auch gerade eingangs erwähnt mit dem Rückgang der Niederschläge oder der Schneefälle in den Bergen, mit dem Klimawandel.

Marc: Aber das ist wirklich nur ein Teil vom Ganzen.

Marc: Und das finde ich sehr entscheidend in diesem Zusammenhang auch zu erwähnen.

Daniel: Ja, das finde ich auch entscheidend.

Marc: Das finde ich spannend, dass da eine ökonomische Komponente dran gehört.

Marc: Das wird oft vergessen oder vielleicht je nach politischem Lager auch irgendwie ausgeblendet.

Marc: Aber letztendlich soll es ja auch Ziel sein, dass das Unternehmen weiterhin bestehen kann am Markt.

Daniel: Absolut.

Daniel: So gesehen reicht es halt nicht, wenn man nur diese ökologische Komponente berücksichtigt, aber dann eben halt vielleicht nichts verkaufen kann, weil die Produkte zu teuer sind.

Daniel: Wie wichtig denkst du, ist das Thema Nachhaltigkeit in Bezug auf den vielbeschworenen Purpose?

Daniel: Also heute gibt es ja kaum noch ein Unternehmen, das nicht einen Purpose definiert hat.

Daniel: Und für viele Arbeitnehmende ist es enorm wichtig, diesen Purpose auch zu kennen und sich damit identifizieren zu können.

Marc: Ja, das finde ich sehr wichtig.

Marc: Und der Purpose beschreibt da eben gerade den übergeordneten Sinn und Zweck des Unternehmens.

Marc: Ein Purpose, der Nachhaltigkeit bei einem Unternehmen umfasst, der sagt ja auch aus, dass beispielsweise Mitarbeitende motiviert werden können, dass Kundenbindung gefördert wird, dass die Innovationskraft erhöht wird in einem Unternehmen und dass die Reputation gestärkt werden kann.

Marc: Also ich finde das extrem wichtig, dass das einfließt in jedem Unternehmen und dass man das auch wahrnehmen kann und gegen Außen tragen kann und auch gesehen wird.

Daniel: Ja, jetzt sind wir eigentlich beim Thema Custom Experience.

Daniel: Es geht hier in diesem Podcast nicht nur um Custom Experience, sondern alles, was da irgendwie am Rande auch mit dazu gehört.

Daniel: Aber du hast Kundenbindung erwähnt.

Daniel: Also wie wichtig denkst du ist die Nachhaltigkeit für Kunden und Konsumentinnen in der Schweiz?

Marc: Ich denke, die ist schon relativ wichtig.

Marc: Es zeigt ja auch, also Studien belegen das auch, dass das Bewusstsein für ökologische und ethische Aspekte beim Kaufverhalten in den letzten Jahren natürlich zugenommen haben.

Marc: Man will grundsätzlich wissen, woher kommen Produkte, wie wurden sie hergestellt.

Marc: Es ist auch ein Trend zu mehr Regionalität festzustellen, zu nachhaltig produzierten Produkten.

Marc: Der Marktanteil auch von Bioprodukten im Detailhandel als Beispiel ist auch gestiegen, wenn man das vergleicht mit vor 10 oder 15 Jahren.

Marc: Grundsätzlich kann man wirklich sagen, dass die Nachfrage nach nachhaltigen Produkten gestiegen ist und das natürlich auch aufgrund des erhöhten Umweltbewusstseins und auch der Sorge um den Klimawandel bei den Konsumentinnen.

Daniel: Auf der einen Seite habe ich das Gefühl, dass sich eben der Anteil an Bioprodukten irgendwie so ein bisschen auf tiefem zweistelligen Niveau hält, dass da irgendwie noch viel Luft nach oben wäre.

Daniel: Weisst du, gibt es Unterschiede zu Deutschland eigentlich?

Daniel: Ist die Schweiz da besser unterwegs?

Marc: Das ist schwierig zu sagen.

Marc: Ich denke, in beiden Ländern ist das Umweltbewusstsein relativ hoch.

Marc: Es wird auch großen Wert auf Transparenz gelegt und auch auf eine adäquate Berichterstattung von Nachhaltigkeitsleistungen von Unternehmen, was vielleicht in Deutschland ein bisschen augenfällig ist.

Marc: Aber es ist eine Vermutung eher von mir, dass aktuell gerade ein paar dringendere gesellschaftliche Themen anstehen in Deutschland, Dinge wie soziale Gerechtigkeit und dann auch Sicherheit, dass das immer wieder ein Thema in Deutschland ist.

Marc: Und natürlich auch jetzt die aktuelle politische Situation in Deutschland mit der bevorstehenden Bundestagswahl im Februar.

Marc: Da merkt man immer, dass dann vielleicht Nachhaltigkeitsthemen ein bisschen zurückgedrängt werden.

Marc: Anders auch bei den Krisenherden auf der Welt, wie dem Ukraine-Krieg oder auch dem Gaza-Krieg oder auch mit Syrien im Dezember.

Marc: Da merkt man immer, dass es trotzdem noch Dinge gibt in der Weltpolitik, die dann doch ein bisschen wichtiger werden als das Nachhaltigkeitsthema.

Daniel: Ja, das stimmt natürlich.

Daniel: Wahrscheinlich muss es der Gesellschaft per se gut gehen, damit man sich überhaupt mit diesem Thema auseinandersetzen kann, will bzw. eben auch finanziell vielleicht in der Lage ist, mehr für solche Produkte zu bezahlen.

Daniel: Gibt es vielleicht Branchen, in welchen Kundinnen und Konsumenten mehr auf Nachhaltigkeit achten als bei anderen?

Marc: Wir haben es vorher gerade angesprochen, so Bioprodukte.

Marc: Da denke ich an den Lebensmittel- und Getränkebereich, wo biologisch und regional produzierte Produkte schon aus meiner Sicht jetzt ein bisschen einen Aufwind bekommen.

Marc: Das sieht man ja auch bei diesen Bauernläden, die da wirklich Zustrom erhalten haben.

Marc: Viele Leute kaufen Milch und Eier und sonstige landwirtschaftliche Produkte direkt beim Hof.

Marc: Das finde ich hat sicher zugenommen.

Marc: Da gibt es auch Umweltlabels, die da eine Rolle spielen und auch nachhaltige Verpackungen, gerade im Bereich Getränke und Lebensmittel.

Marc: Dann eine weitere Branche, finde ich und betrifft auch jetzt uns bei Baloise, vielleicht kommen wir später noch dazu, Mode- und Textilbranche.

Marc: Da werden natürlich faire Arbeitsbedingungen groß geschrieben.

Marc: Da wird auch auf umweltfreundliche Materialien gesetzt.

Marc: Es gibt auch Unternehmen, die da relativ erfolgreich sind mit nachhaltigen Kleiderlabels.

Marc: Das ist sicher ein Punkt.

Marc: Dann Kosmetik und Körperpflege, alles was mit dem Mensch als solches zu tun hat.

Marc: Dann eine wichtige Branche für mich auch ist Reise- und Tourismus, wo auch vermehrt jetzt auf Nachhaltigkeit gesetzt wird.

Marc: Klar, wenn man dann denkt, man fliegt mit dem Flugzeug irgendwo hin, ist das natürlich alles andere als nachhaltig.

Marc: Aber auch in Übersee gibt es da Destinationen, die sich das auf die Fahne geschrieben haben.

Marc: Und dann natürlich auch ganze Technologie- oder Elektronikbereich, wo es auch um Energieeffizienz Fragen und Recyclingfähigkeit von Produkten geht.

Marc: Da denke ich, ist schon der Schwerpunkt.

Daniel: Die Reparaturfähigkeit auch.

Marc: Ja, genau, absolut.

Marc: Und natürlich sind das generell Branchen mit Fokus, mit einem direkten Einfluss auf Umwelt und Gesundheit, wo Nachhaltigkeit groß geschrieben wird.

Marc: Das kann man so zusammenfassen.

Daniel: Das ist fast ein bisschen egoistisch auch.

Daniel: Wenn es mir guttut, dann bin ich bereit, nachhaltige Produkte zu kaufen und sonst nicht.

Marc: Aber das ist im Thema allgemein ein bisschen das Problem, habe ich schon festgestellt.

Marc: Das erwarten alle immer, dass die Wirtschaft und auch generell die Gesellschaft nachhaltig unterwegs ist.

Marc: Und wenn man aber dann bei der Einzelperson nachfragt und sich erkundigt, wie bereit denn die sind, zu verzichten beispielsweise.

Marc: Vielleicht eben jetzt im Sommer nicht nach Übersee zu fliegen, sondern in der Schweiz Ferien zu machen, merkt man dann halt, dass es eigentlich immer die anderen sein sollten, die sich nachhaltig verhalten sollen.

Marc: Und ich selber, ich bin ja so ein kleines Puzzleteil im Ganzen.

Marc: Wenn ich mich verändere, dann bringt das ja eigentlich nicht besonders viel.

Marc: Und gerade das finde ich eigentlich das Problem.

Marc: Ich bin der Meinung, dass jeder und jede etwas tun kann, um nachhaltiger leben zu können.

Daniel: Ja, dieser Meinung bin ich auch, absolut.

Danie: Und eben, man muss bei sich selbst anfangen.

Daniel: Aber eben, viele sagen, das sollte so sein.

Daniel: Sie achten vielleicht auch da und dort drauf, ob ein Produkt nachhaltig produziert wurde oder nicht.

Daniel: Aber die Frage ist, inwiefern sind sie dann bereit, mehr auszugeben für diese nachhaltigen Produkte.

Daniel: Und gemäß verschiedenen Studien, ich habe da ein bisschen recherchiert, sind es circa 80 Prozent anscheinend.

Daniel: Es gibt da eben, wie gesagt, unterschiedliche Studien, aber insgesamt so mehr oder weniger 80 Prozent aller Konsumentinnen sind bereit, für nachhaltige Produkte mehr zu zahlen.

Daniel: Aber allerdings so overall nur gerade zwischen 10 und 12 Prozent mehr.

Daniel: Für Essen und Getränke ist ein bisschen mehr.

Daniel: Gemäß YouGov werden hier sogar gut ein Viertel der Konsumentinnen bereit, ein Premium von bis zu 50 Prozent mehr zu bezahlen.

Daniel: Aber sonst eben, also diese 10 bis 12 Prozent overall, das ist dann schon ein bisschen wenig halt.

Marc: Ja, da bin ich absolut gleicher Meinung.

Marc: Ich finde, diese Umfragen sind auch ein bisschen mit Vorsicht zu genießen.

Marc: Also, nehmen wir an, man wird auf der Straße gefragt, sind Sie bereit, für Nachhaltigkeit mehr zu bezahlen?

Marc: Ich glaube, da sagt niemand, nein, ich bin es nicht.

Marc: Aber schlussendlich müsste man das dann ein bisschen genauer klären inwiefern oder dann überprüfen, inwiefern dann wirklich die Bereitschaft da ist, tatsächlich auch mehr zu bezahlen.

Marc: Das ist wirklich so ein Thema, da wollen sich ja die Wenigsten exponieren und sagen, nein, ich bin dagegen, ich würde nie mehr zahlen für nachhaltig produzierte Güter.

Marc: Grundsätzlich hat man ja auch einen Nutzen davon, wenn man nachhaltig produzierte Güter kaufen kann.

Marc: Und ich bin der Meinung, diese Bereitschaft müsste eigentlich wirklich vorhanden sein, weil man bekommt auch mehr fürs Geld und das sollte einem auch etwas wert sein.

Marc: Das Gleiche gilt für Unternehmen.

Marc: Viele haben das Gefühl, ein Unternehmen, das kann auf Knopfdruck nachhaltig werden und das kostet nichts.

Marc: Nachhaltigkeit ist nicht umsonst zu haben, das kostet immer und da muss halt wirklich eine gewisse Bereitschaft vorhanden sein, dass man halt eben ein bisschen Geld zusätzlich ausgeben kann, damit es uns allen dann auch besser gehen kann.

Daniel: Ja, absolut.

Daniel: Einfach damit hier Klarheit herrscht, also ich habe gesagt verschiedene Studien, aber das sind nicht Umfragen auf der Straße.

Daniel: Ich denke, wenn das so wäre, dann wäre die Zahl von denen, die gesagt haben, sie würden mehr für nachhaltige Produkte ausgeben, viel höher.

Daniel: Also das ist das, was anscheinend tatsächlich so ist, dass 10 bis 12, Entschuldigung, 80 Prozent der Konsumenten bereit wären, 10 bis 12 Prozent mehr zu bezahlen für nachhaltiges Produkt, auch wenn sie vor dem Regal stehen.

Daniel: Aber eben genau da vor dem Regal hat man ja schon festgestellt, dass auch Leute, die halt sagen, ja, ich kaufe Bio, ich kaufe nachhaltig und so weiter, wenn es dann, sagen wir, zweimal das mehr oder weniger gleiche Produkt nebeneinander liegt, Brokkoli beispielsweise und der eine kostet dann doppelt so viel wie der andere, dann hört es dann halt bei vielen auf.

Daniel: Es gibt natürlich auch Leute, die tatsächlich wahrscheinlich eben sich das nicht leisten können oder die halt sonst schon einen relativ hohen Anteil am Einkommen ausgeben für Lebensmittel, die achten wahrscheinlich eher darauf, was das kostet, als Leute, die sich das eben gut leisten können.

Marc: Ich habe beispielsweise auch schon mich mal ein bisschen schlau gemacht, gerade im Bereich von, ich komme wieder auf das Holz zurück, auf Möbel.

Marc: Da besteht halt wirklich keine große Bereitschaft, mehr zu bezahlen, weil ja, ein Möbel produziert mit Schweizer Holz, das kostet halt per se schon das Drei- oder Vierfache, als wenn man irgendwo in einem Möbelhaus einen Stuhl oder einen Tisch kauft, der mit Holz aus Polen produziert wurde.

Marc: Und da sieht man, und da habe ich auch von Kollegen aus Schreinereien gehört, dass sie extrem viel weniger Möbel jetzt aus ihrer Produktion verkaufen können oder nur für schwer verkaufen können, weil halt wirklich die Bereitschaft, da mehr zu bezahlen, halt schon ein bisschen geringer ist.

Daniel: Ja, interessant in Bezug auf Holz, ich weiß nicht, ob das immer noch so gilt, aber ich habe mal gelesen, beispielsweise Tropenholz, das ja gar nicht unbedingt jetzt in Massen für Möbel verwendet, sondern das wird vor allem verwendet für den Bau von Kisten, von Containern, von einfach so Transportmaterial eigentlich, mehr als für Möbel.

Daniel: Und kommt ja noch dazu, dass da mehr verbrannt wird, als überhaupt geerntet wird sozusagen.

Marc: Ja, absolut, habe ich auch schon gehört, ja.

Daniel: Aber gut, verlassen wir das Thema Holz wieder.

Daniel: Ja, vielleicht noch die Frage, wie wichtig, denkst du, ist das Thema Nachhaltigkeit in Bezug auf die Customer Experience?

Daniel: An welchen Touchpoints ist es besonders wichtig?

Daniel: Oder welche Touchpoints müssten prioritär nachhaltig gestaltet werden?

Marc: Ich glaube, die Relevanz ist eigentlich an allen Touchpoints gegeben.

Marc: Ich denke da an Marketing und Kommunikation.

Marc: Da erwartet man eine transparente und ehrliche Kommunikation über Nachhaltigkeitsbemühungen, was dann natürlich das Vertrauen ins Unternehmen stärkt.

Marc: Im Vertrieb und der Logistik reduziert man die Umweltbelastung, zum Beispiel durch eine CO2-neutrale Lieferung oder die Nutzung von Elektrofahrzeugen.

Marc: Auch das verbessert das Image des Unternehmens.

Marc: Dann Kundendienst und Support.

Marc: Hier beispielsweise papierlose Prozesse, die eingeführt werden können.

Marc: Förderung von Reparaturprogrammen, haben wir auch schon erwähnt.

Marc: Oder auch Recyclingprogramme, die installiert werden können.

Marc: Und dann natürlich die ganze Nutzung und Entsorgung.

Marc: Unternehmen, die unterstützen die nachhaltigere Nutzung und Entsorgung mit Rücknahmeprogrammen oder die Anleitung zur umweltfreundlichen Entsorgung, die mitgegeben wird.

Marc: Auch das sind natürlich Leistungen, die an den Touchpoints dann wirklich relevant sind.

Marc: Auch hier wieder ganz im Allgemeinen, die Unternehmen verbessern die Umweltbilanz.

Marc: Auch natürlich mit solchen Maßnahmen und Stärken auch die Kundenbindung und die Kundenloyalität.

Marc: Also ja, wirklich relevant hier.

Daniel: Wie würdest du die Kommunikation dazu gestalten?

Daniel: Ich meine, man kann wahrscheinlich auch zu viel darüber kommunizieren.

Daniel: Unterschiedliche Leute verlangen wahrscheinlich einen unterschiedlichen Detaillierungsgrad.

Daniel: Aber was würdest du da den Unternehmen empfehlen?

Marc: Also für mich ist es ganz, ganz wichtig, dass transparent und offen und ehrlich kommuniziert wird.

Marc: Hier ist entscheidend, dass nicht nur über Erfolge gesprochen wird, sondern auch Rückschläge aufgeführt und thematisiert werden.

Marc: Dann soll es glaubwürdig sein.

Marc: Es sollen konkrete Maßnahmen aufgeführt und veröffentlicht werden.

Marc: Dann braucht es eine klare und verständliche Sprache.

Marc: Das ist etwas, was ich in den letzten Zeiten ein bisschen vermisst habe, gerade mit Nachhaltigkeitsberichten, dass die sehr, sehr schwerfällig sind zu lesen.

Marc: Und das Thema ist an sich komplex.

Marc: Und deshalb denke ich, braucht es einfach auch unbedingt eine Kommunikation, die einfach ist und die auch motiviert, so Berichte zu lesen.

Marc: Dann muss sie auch einheitlich über alle Kanäle hinweg erfolgen, damit auch Vertrauen aufgebaut werden kann.

Marc: Sie muss regelmäßig auch sein.

Marc: Also natürlich nicht nur einmal eine Nachhaltigkeitskommunikation starten und dann fünf Jahre nicht mehr.

Marc: Es braucht da wirklich in regelmäßigen Abständen Informationen.

Marc: Und was ich auch extrem wichtig finde, ist der ganze Teil der internen Kommunikation.

Marc: Also nicht nur gegen extern kommunizieren, sondern auch intern, weil die Mitarbeiter das Unternehmen wirklich gegen außen repräsentieren.

Marc: Und je nachdem, wie die sich auch äußern, das natürlich ganz großen Einfluss hat auf das Unternehmen selber.

Daniel: Ja, spannend. Da hast du viel angesprochen, was wichtig ist für die Kommunikation.

Daniel: Ich glaube, das Wichtigste überhaupt ist eben die Glaubwürdigkeit, die du genannt hast.

Daniel: Weil man spricht ja auch oft von Greenwashing.

Daniel: Also es gibt ja Unternehmen, die tun so als ob, beziehungsweise machen da vielleicht ein bisschen was, aber sind dann eben nicht wirklich sauber, wenn es um die ganze Supply Chain geht.

Daniel: Also es ist eben die Frage, inwieweit sind die dann verantwortlich auch für ihre Lieferanten.

Daniel: Aber eben, ich glaube, wichtig ist, dass man das kommuniziert, dass man vielleicht auch Grenzen aufzeigt, dass man, du hast gesagt, schlechte Beispiele auch oder Rückschläge kommuniziert, dass man da wirklich ehrlich ist dazu.

Marc: Da braucht es auch manchmal ein bisschen Mut dazu, denke ich.

Marc: Weil Unternehmen, gerade in der Berichterstattung, möchten sich ja von der besten Seite zeigen.

Marc: Und ich finde, es ist nicht mehr als normal, dass nicht immer alles rund läuft.

Marc: Und man darf absolut auch dazu stehen, dass etwas jetzt vielleicht nicht ganz so erfolgreich ist.

Marc: Und da hat man ja auch die Möglichkeit, das in den Folgejahren wieder zu kommunizieren, dass man jetzt einen weiten Schritt gemacht hat in die richtige Richtung.

Marc: Und das ist für mich viel glaubwürdiger als Nachhaltigkeitsberichte, die auf Hochglanz poliert sind, wo nur absolut die Highlights aufgeführt werden.

Marc: Ja, es kann nicht alles rund laufen, gerade in einem Thema, das so breit ist.

Marc: Und deshalb Mut dazu, auch Dinge zu sagen, die halt noch nicht optimal sind.

Daniel: Ja, man ist dann sicher auch weniger angreifbar.

Daniel: Als diejenigen, die alles schönreden und dann irgendwann eben stellt man fest, dass halt einer der Lieferanten alles andere als nachhaltig ist, das fliegt ihnen um die Ohren.

Daniel: Und das führt dann zu einem Reputationsschaden.

Daniel: Ich glaube, so gesehen lohnt sich da die Ehrlichkeit.

Daniel: Oder „ehrlich währt am längsten“, wie man so schön sagt.

Daniel: Jetzt, wie ehrlich sind denn eigentlich diese ganzen Labels, die es gibt?

Daniel: Es gibt ja eine Unzahl von unterschiedlichen Labels, also gerade im Lebensmittelbereich auch die Knospe beispielsweise, oder dann Bio, dann ASC, MSC, bei Fisch jetzt beispielsweise und, und, und.

Daniel: Und da weiß ich auch nicht so richtig, ob die Konsumenten da überhaupt noch den Überblick haben, ob die noch durchsehen oder nicht.

Daniel: Hast du dazu eine Meinung?

Marc: Ja, das finde ich auch relativ schwierig.

Marc: Also für mich sind Labels eine wertvolle Orientierungshilfe für uns als bewusste Konsumenten.

Marc: Aber wie du gesagt hast, es ist sehr, sehr wichtig, dass man hier kritisch bleibt und vielleicht sich auch die Mühe macht, die Hintergründe der Labels zu prüfen und zu hinterfragen, vielleicht auf der Webseite nachzuschauen oder auch Kommentare zu lesen, was zu diesen Labels aufgeführt ist.

Marc: Seriöse Labels per se bieten natürlich Transparenz und werden natürlich oft auch nur von unabhängigen Organisationen vergeben.

Marc: Aber ich finde auch, es lohnt sich hier genau hinzuschauen und vor allem auch nur auf bekannte Labels zu setzen, wie du hast einige erwähnt, Bio Suisse beispielsweise oder Fairtrade oder auch jetzt im Lebensmittelbereich kann man sicher auch auf Labels von Großverteilern zurückgreifen, weil die haben eigentlich auch einen guten Ruf.

Daniel: Okay.

Daniel: Was würdest du Custom Experience Manager empfehlen in Bezug auf die Nachhaltigkeit?

Daniel: Wie sollen Sie das auch noch irgendwie zu Ihrem Thema machen?

Daniel: Es ist ja sonst schon relativ komplex, Custom Experience Management, und oft sind Sie da auch einsame Kämpfer auf verlorenem Posten sozusagen.

Daniel: Was sollten Sie zusätzlich auch noch tun in Bezug auf die Nachhaltigkeit? Idealerweise.

Marc: Also ich würde da schon versuchen, die Nachhaltigkeit schon irgendwie in die Produktentwicklung zu integrieren.

Marc: Nachhaltige Gestaltung auch schon am Anfang des Lebenszyklus.

Marc: Dann auch, wir haben auch schon jetzt darüber gesprochen, eine transparente Kommunikation, die natürlich sehr, sehr wichtig ist.

Marc: Offene Informationen über Nachhaltigkeitsbemühungen und Nutzung aller Marketingkanäle.

Marc: Dann auch diese ganze Nachhaltigkeit im Kundendienst und im Support zu integrieren.

Marc: Sehr, sehr wichtig finde ich auch Schulung und Sensibilisierung.

Marc: Schulung einerseits von Mitarbeitenden, Förderung eines Bewusstseins im Unternehmen für Umweltfragen und dann auch die ganze Thematik von Kundenfeedbacks, die man nutzen kann.

Marc: Diese Kundenfeedbacks sollen aus meiner Sicht auch gesammelt werden und genutzt werden, um Informationen, um kontinuierliche Verbesserungen und Anpassungen der Strategie bewerkstelligen zu können.

Marc: Also solche Dinge, denke ich, sind relevant und wichtig.

Daniel: Aber eigentlich braucht es zusätzlich zum Customer Experience Manager noch einen Nachhaltigkeitsmanager.

Marc: Unbedingt, ja. Das finde ich, ist doch unbedingt notwendig.

Marc: Es zeigt sich auch, dass viele Unternehmen das jetzt auch bereits umgesetzt haben und solche Positionen im Unternehmen auch installiert haben.

Daniel: Eben, jetzt bist du ja so einer.

Daniel: Und zwar bist du das in einer anderen Branche.

Daniel: Also wir haben von Kleidern gesprochen, wir haben von Lebensmitteln gesprochen, wir haben von Möbeln gesprochen etc.

Daniel: Und du kommst ja aus der Finanzbranche bzw. du arbeitest bei Baloise, einem Versicherer.

Daniel: Wie sieht denn Nachhaltigkeit bei einem Versicherungsunternehmen aus?

Marc: Also wir haben natürlich uns auf die Fahne geschrieben, dass wir Nachhaltigkeit vor allem auch in Bezug auf nachhaltige Finanzprodukte umsetzen möchten.

Marc: Diese Produkte zielen auf eine positive ökologische und soziale Wirkung ab.

Marc: Wir haben auch im Zusammenhang mit Nachhaltigkeit beispielsweise Ausschlüsse von Branchen definiert.

Marc: Das sind Branchen, die wir eigentlich nicht mehr versichern wollen.

Marc: Oder wir haben sensible Bereiche definiert.

Marc: Sensible Bereiche bedeutet, dass wir da näher hinschauen wollen und klären wollen, was diese Unternehmen dann genau machen.

Marc: Also als Beispiel Ausschlüsse sind bei uns fossile Energieträger, dann Tabak, Kontroverse, also besonders grausame Waffen und auch Fast Fashion ist bei uns ausgeschlossen.

Daniel: Okay.

Marc: Dann haben wir sensible Bereiche, das ist beispielsweise Viehzucht und Nutztiere.

Marc: Dann haben wir die Lebensmittel- und Getränkeherstellung, Kernenergie als Beispiel, Berg- und Spezialbergbau, Finanzinstitute und generell einfach Waffen.

Marc: Das sind Unternehmen, die in diesen Bereichen tätig sind, die schauen wir genauer an und wollen wissen, wie die wirtschaften.

Marc: Dann natürlich das ganze Thema von umweltbewussten Finanzentscheidungen, das heißt Berücksichtigung von Umweltaspekten in unseren Investments und in der Kreditvergabe.

Marc: Das führt natürlich dann auch dazu, dass wir eine Reduktion von CO2-Emissionen zur Bekämpfung des Klimawandels bewerkstelligen können.

Marc: Dann ein weiterer Bereich, der sehr wichtig ist in der Finanzbranche, sind die regulatorischen Anforderungen.

Marc: Es gibt immer mehr Vorgaben, die berücksichtigt werden müssen im Bereich von Nachhaltigkeitsrisiken und dem Risikomanagement.

Marc: Und dann halt wieder, last but not least, die Transparenz und Berichterstattung, Verpflichtung zur Offenlegung von Nachhaltigkeitspraktiken, die wir haben, Förderung von Transparenz und die fundierte Entscheidfindung auch für Stakeholder, die damit bewerkstelligt werden können.

Marc: Also das sind so die wichtigsten Pfeiler bei uns in der Finanzbranche, die berücksichtigt werden im Bereich der Nachhaltigkeit.

Daniel: Okay, spannend.

Daniel: Das heißt, ihr würdet gewisse Unternehmen gar nicht erst als Kunden wollen, also beispielsweise, wenn ich jetzt Waffenhändler wäre oder eine Mine betreiben würde in Namibia, dann wäre ich bei euch falsch.

Marc: Genau, das wäre so.

Marc: Natürlich, wenn du jetzt Waffenhändler bist, weiß ich nicht, wofür du die Waffe brauchst.

Marc: Also wenn du jetzt Sportschütze wärst, dann wäre das beispielsweise eine Ausnahme.

Marc: Oder wenn du einen Jagdpatent hättest, dann brauchst du ja eine Waffe und brauchst Munition.

Marc: Und das ist eben gerade so ein Fall, wo man dann hinschaut, was macht dieser Kunde oder potenzielle Kunde, für was braucht er seine Waffe, was ist da der Zusammenhang.

Marc: Das sind dann nähere Abklärungen, die getätigt werden müssen.

Marc: Aber was wir völlig ausschließen können, ist jetzt der Bereich fossile Energie oder auch eben Fast Fashion-Marken, die wir jetzt nicht mehr versichern würden.

Daniel: Okay, also by name, also ihr habt da wirklich quasi Marken auf der schwarzen Liste.

Marc: Ja, also Marken im Sinne von, das sind ja dann Unternehmen, die jetzt einen Antrag stellen an uns, weil sie eine Versicherung wollen.

Marc: Also wir haben jetzt keine Liste von Unternehmen, die wir jetzt nicht mehr versichern wollen.

Marc: Wir schauen dann, in welchem Bereich ist diese Unternehmung tätig.

Marc: Und aufgrund von dessen, wenn wir dann sagen, das ist Fast Fashion, dann wird das nicht mehr versichert.

Daniel: Spannend.

Daniel: Eben dann auch Finanzprodukte erwähnt.

Daniel: Das heißt, wenn ihr ein Produkt anbietet, wo jetzt beispielsweise Aktien drin sind im Portfolio, dann würdet ihr darauf achten, dass das Aktien sind von Unternehmen, die eben auch nachhaltig sind.

Marc: Genau.

Daniel: Okay, spannend.

Daniel: Was sind denn so die Pros and Cons jetzt in Bezug auf die Versicherungsbranche?

Daniel: Also was hast du da alles erlebt schon?

Daniel: Als Vertreter einer Bekanntenversicherung.

Marc: Die Vorteile sind sicher die positive Umweltwirkung, die man erzielen kann.

Marc: Also wir sind ja eigentlich wie ein bisschen ein Unternehmen, das zu einem Umdenken anregen soll, jetzt gerade bei unseren Versicherten.

Marc: Wenn wir Produkte anbieten, die einen Nachhaltigkeitsbezug haben, leisten wir auch einen Beitrag dazu, dass die ganze Finanzbranche nachhaltiger wird.

Marc: Was wir auch erlebt haben, ist, dass das natürlich attraktiv ist bei gewissen Kunden, nicht bei allen natürlich.

Marc: Unternehmen, die nachhaltige Praktiken verfolgen, sind grundsätzlich natürlich attraktiv, bei der Kundenbindung oder auch bei der Kundenbindung.

Marc: Und ich bin eigentlich der festen Überzeugung, dass das auch in Zukunft noch stärker der Fall sein wird.

Marc: Dann sind nachhaltige Unternehmen auch langfristig stabiler, bin ich der Meinung, weil eine nachhaltige Positionierung weniger anfällig ist auf Veränderungen in den Rahmenbedingungen.

Marc: Und dann natürlich das ganze Thema der Reputation und des Markenimages.

Marc: Wir können unser Markenimage verbessern und auch das Vertrauen unserer Stakeholder in dem Sinne verbessern und erhöhen.

Marc: Natürlich gibt es auch Nachteile, darüber haben wir auch schon gesprochen.

Marc: Da gibt es zum Beispiel diese höheren Kosten, eben Nachhaltigkeit gibt es nicht umsonst.

Marc: Dann ist es ein komplexes Thema in der Umsetzung, weil, wie ich eingangs erwähnt habe, natürlich ganz viele Stellen involviert werden müssen.

Marc: Es gibt Marktunsicherheiten, wir wissen nicht, wie sich der Markt entwickelt.

Marc: Es gibt Unsicherheiten in Bezug auf Marktakzeptanz, beispielsweise jetzt bei nachhaltigen Versicherungen, werden die überhaupt gewünscht heutzutage?

Marc: Und dann auch die Skepsis von unseren Verbrauchern oder von der Gesellschaft.

Marc: Es gibt immer noch Leute, die haben Vorbehalte, in Bezug auf nachhaltige Produkte und bevorzugen immer noch konventionelle Produkte.

Marc: Das ist immer auch eine Schwierigkeit.

Marc: Wir müssen, wie wir eingangs auch erwähnt haben, auch wirtschaftliche Aspekte in der Nachhaltigkeit berücksichtigen.

Marc: Wenn wir ein Produktportfolio haben, das nicht den Ansprüchen des Marktes entspricht, dann haben wir auch Schwierigkeiten über kurz oder lang.

Daniel: Das war jetzt ziemlich viel an Informationen.

Daniel: Aber jetzt konkret, wenn ich jetzt beispielsweise, ich habe jetzt gerade geguckt, was ihr da alles anbietet an Versicherungen, also da gibt es ja Hausratsversicherungen, gibt Motorfahrzeugversicherungen, Ferienversicherungen etc.

Daniel: Wenn ich jetzt eine Policy abschließe, beispielsweise für mein Auto, was ist dann daran nachhaltig?

Marc: Also wenn das beispielsweise jetzt ein Elektroauto wäre, das du versichern möchtest, ist ja grundsätzlich die Mobilitätslösung nachhaltig.

Daniel: Aber dann bin ich nachhaltig, nicht die Versicherung.

Marc: Ja, wir müssen natürlich die Versicherung anbieten.

Marc: Du brauchst einen Versicherungsschutz.

Marc: Und wenn du keine Versicherung abschließen kannst, kannst du mit dem Fahrzeug nicht fahren.

Marc: Das sind für uns jetzt nicht nachhaltige Produkte, sondern das sind Produkte, die eine nachhaltige Entwicklung in der Gesellschaft unterstützen.

Marc: Und da gibt es jetzt beispielsweise auch die Erwartung aus der Gesellschaft, dass wir diese Produkte, also jetzt in der E-Mobilität für Elektroautos, dass wir die beispielsweise günstiger anbieten sollen, als Verbrennungsmotorfahrzeuge.

Marc: Da bin ich nicht ganz der Meinung, dass das die Aufgabe einer Versicherung ist, weil grundsätzlich müsste das, denke ich, auf dem politischen Weg gelöst werden.

Marc: Andere Versicherungen, die wir anbieten, eben jetzt beispielsweise, du hast es auch erwähnt, dass der Haustechnik, dass wir Photovoltaikanlagen versichern, die auch zu attraktiven Konditionen dann Versicherungsschutz genießen können.

Marc: Also das sind eigentlich so Themen, in denen wir die Nachhaltigkeit direkt auch umsetzen.

Marc: Oder auch bei Schadenfällen gibt es auch die Möglichkeit, dass wir auf Reparieren statt Ersetzen pochen.

Marc: Also gerade jetzt eine Windschutzscheibe von einem Auto, die hat vielleicht einen kleinen Schlag, die kann man einerseits ersetzen, das hat einen riesengroßen CO2-Fussabdruck zur Folge, oder man repariert sie und kann so natürlich auch die Emissionen reduzieren.

Marc: Ja, das sind so Themen.

Marc: Oder auch eben diese Investitionen nach ESG-Kriterien und dann auch soziales Engagement, das BALOAS macht, wie Projekte mit Umwelt- und Bildungsinitiativen zu unterstützen, oder auch die Unterstützung von gemeinnützigen Organisationen.

Marc: Also das ist wirklich sehr, sehr breit, was Baloise aktuell macht.

Daniel: Ja, jetzt in Bezug auf eine Versicherungspolizei könnte ich mir auch vorstellen, dass ihr halt eben beispielsweise solche Versicherungen nur online anbietet, dass da nicht irgendwie ein Versicherungsvertreter, wie das heute noch gang und gäbe ist, da in der Schweiz herumreist, um jemandem zu Hause eine Versicherungspolizei anzudrehen.

Daniel: Oder beispielsweise, dass man halt alles dann irgendwie elektronisch abwickelt, oder auch, dass man bei einem Schaden jetzt am Auto nicht unbedingt zu einem Zentrum fahren muss, um den Schaden da zu zeigen, sondern dass vielleicht einfach...

Marc: Ja, das sind...

Daniel: ...ein paar Bilder reichen oder sowas, da kann man ja wahrscheinlich auch ansetzen.

Marc: Absolut, ja, das sind auch Maßnahmen, die wir bereits auch umsetzen.

Marc: Wobei, die fallen ja dann eigentlich in die betrieblichen Emissionen einer Versicherung.

Marc: Also, die haben wir dann auf unsere Klimabilanz drauf.

Marc: Unser Außendienstmitarbeiter, der irgendwie dann zum Kunden fährt, das ist auf der Klimabilanz von Baloise.

Marc: Aber das ist absolut nicht der große Teil von einer Versicherung.

Marc: Der große Teil, der ist eben bei diesen versicherten Emissionen.

Marc: Also, wir haben die jetzt auch im letzten Jahr das erste Mal berechnet.

Marc: Also, in dem Sinn eigentlich die Scope-3-Emissionen, wie man ihnen so schön sagt.

Marc: Das sind Emissionen jetzt aus unserem Versicherungsgeschäft.

Marc: Also, wenn wir ein Fahrzeug versichern auf der Schweizer Straße, das mit einer Baloise-Versicherung unterwegs ist, werden die Emissionen von diesem Fahrzeug uns eigentlich in unseren Scope-3-Emissionen angerechnet.

Marc: Und da liegt eigentlich der große Bereich.

Marc: Einerseits eben bei unseren versicherten Emissionen und noch viel mehr bei den finanzierten Emissionen.

Marc: Den Punkt, den du angesprochen hast, mit eben dieser papierlosen Kommunikation beispielsweise, das macht max. 1 bis 5 % vom gesamten Fußabdruck aus.

Marc: Diese versicherten Emissionen, die liegen etwa bei 30, 35 % und die finanzierten Emissionen bei 60, 70 oder eigentlich dann beim Rest.

Marc: Und da haben die Versicherungen den großen Hebel und nicht bei den betrieblichen Emissionen, leider.

Daniel: Ich verstehe.

Daniel: Auf der anderen Seite, da muss man ja bei sich selber anfangen.

Marc: Absolut, ja, da gehe ich.

Daniel: Und so gesehen wäre es natürlich schön, wenn dann so ein Versicherungsvertreter unterwegs ist, wenn er dann mit einem Elektroauto unterwegs wäre.

Marc: Ja, absolut. Da schauen wir absolut auch drauf.

Daniel: Na schön.

Daniel: Ja gut, wir müssen da langsam zum Schluss kommen, lieber Marc.

Daniel: Also vielen Dank für diese interessante Auseinandersetzung mit dem Thema Nachhaltigkeit.

Daniel: Die Frage zum Schluss, es werden im Moment wieder Unterschriften gesammelt für die Konzernverantwortungsinitiative.

Daniel: Das heißt, man will hier quasi über eine Abstimmung die Konzerne oder die großen Unternehmen dazu zwingen, nachhaltig zu sein.

Daniel: Jetzt, was meinst du, ist das das richtige Vorgehen?

Daniel: Ich weiß jetzt beispielsweise, es gibt auch eben diesen Sustainability Act von der EU, der in eine gleiche Richtung geht und auf der anderen Seite weiß ich, dass Deutschland beispielsweise dieses Vorhaben der EU nicht umsetzen will.

Daniel: Also braucht es diesen Zwang, um Unternehmen dazu zu nötigen, sozusagen nachhaltig zu werden?

Daniel: Sollte das nicht alles auf Freiwilligkeit basieren? Was denkst du dazu?

Marc: Ich denke, ein gewisser Zwang ist nicht schlecht.

Marc: Also ich denke, wenn man alles auf Freiwilligkeit, in der Nachhaltigkeit auslegt, wird sich nicht viel ändern.

Marc: Aber es gibt schon bereits ganz viele andere regulatorische Vorgaben, die Unternehmen einhalten müssen, die bereits auch existieren.

Marc: Und ich weiß jetzt nicht, inwiefern diese Konzernverantwortungsinitiative zum zweiten Mal in kurzer Zeit dann wirklich auch zielführend ist im ganzen Kontext.

Marc: Also da habe ich noch ein bisschen Vorbehalte.

Marc: Ich muss aber auch sagen, ich habe mich noch nicht ganz so exakt und genau mit dieser ganzen Thematik auseinandergesetzt, weil man ja diese zweite Auflage noch nicht sehr lange kennt.

Marc: Aber eben grundsätzlich muss ich sagen, in der Nachhaltigkeit, Freiwilligkeit ist, glaube ich, nicht ganz so zielführend.

Marc: Da erhoffe ich mir mehr Vorgaben, die dann auch Klarheit schaffen, wie es für Unternehmen auszusehen hat, was sie genau tun müssen.

Marc: Und ja, durch das dann auch schnell Fortschritte erzielt werden können.

Daniel: Als liberaler Mensch sage ich immer, man muss Anreize schaffen, statt Verbote zu erlassen.

Marc: Das stimmt natürlich auch.

Daniel: Das geht ja auch in die Richtung.

Daniel: Aber eben auch Freiwilligkeit allein passiert wahrscheinlich nicht allzu viel.

Marc: Da hast du recht.

Daniel: Also noch einmal herzlichen Dank für dieses interessante Gespräch, lieber Marc.

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Über diesen Podcast

In den letzten Jahren prägten Begriffe wie Kundenzentrierung, Customer Journey und Customer Experience den Aufbruch und den paradigmatischen Wandel in den Unternehmen in Richtung Kunde. Oft ist aber das Verständnis sehr operativ geblieben und Umsetzungen scheitern an Rahmenbedingungen außerhalb der reinen CXM-Thematik: Strategie, Kultur, Mindset oder auch Silo-Strukturen verhindern den Erfolg.

Oder liegt es vielleicht am falschen Verständnis oder mangelnder Aus- und Weiterbildung der Akteure? Oder daran, dass sich die Community nicht einig ist über die Herangehensweise und über Begrifflichkeiten streitet, während es ihr nicht gelingt, Entscheider:innen von einem zielführenden Vorgehen zu überzeugen? Oder vielleicht am fehlenden Einsatz moderner Technologie? Antworten auf diese und viele weitere Fragen geben Führungskräfte, Professorinnen und Professoren, Experten und Expertinnen in den unregelmäßig erscheinenden Episoden dieses Podcasts.

Viel Spaß beim Zuhören und Mitmachen!

Zu den Machern:
Daniel Renggli ist Marketing- und Kommunikationsexperte mit einer Leidenschaft für Customer Experience und KI-gestützte Automation in Marketing, Vertrieb und Service.
Winfried Felser ist bekannter Netzwerker, Multi-Influencer sowie Co-Founder und Geschäftsführer von NetSkill.

von und mit Daniel Renggli

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